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Inklusion ist keine Utopie – sie ist machbar

Innsbruck, Mai 2025,

Tag der Sehbehinderung am 6. Juni macht auf unsichtbare Barrieren aufmerksam
200 Jahre Brailleschrift: Ein Jubiläum für das Recht auf Teilhabe

Am 6. Juni 2025 findet der alljährliche Tag der Sehbehinderung statt – ein Aktionstag, der seit 25 Jahren auf die Bedürfnisse, Herausforderungen und Potenziale sehbehinderter Menschen aufmerksam macht. Der Tag ist nicht nur eine Gelegenheit zur Aufklärung, sondern auch ein Appell für mehr Barrierefreiheit, Inklusion und gesellschaftliches Bewusstsein.

Wer sehen kann, übersieht oft, was für andere essenziell ist: Zugänglichkeit, Orientierung, selbstbestimmte Teilhabe. Der Blinden- und Sehbehindertenverband Tirol (BSVT) rückt an diesem Tag jene in den Fokus, deren Alltag von Barrieren geprägt ist – und macht deutlich, wie viel möglich wäre, wenn Inklusion nicht bloß ein Schlagwort bleibt, sondern gelebte Realität wird.

Barrierefreiheit beginnt mit Kopf

Schätzungen zufolge leben in Österreich rund 318.000 Menschen mit einer Sehbehinderung – eine Zahl, die angesichts der demografischen Entwicklung weiter steigen dürfte. Viele von ihnen stoßen im Alltag auf Hindernisse, die leicht vermeidbar wären:

  • schwer oder gar nicht lesbare Displays und Beschilderungen
  • Touchscreens ohne taktile Rückmeldung oder Sprachausgabe – z. B. an Ticketautomaten, Bankomaten oder SB-Kassen
  • fehlende Audioansagen im öffentlichen Raum
  • Webseiten und Apps ohne Screenreader-Kompatibilität
  • kaum verfügbare oder fehlende Braille-Beschriftungen – etwa im neuen Pfandsystem, das für blinde Menschen nicht selbstständig nutzbar ist (mehr dazu auf der Website des BSVÖ)

Barrierefreiheit ist längst kein „Nice-to-have“ – sie ist Voraussetzung für Selbstbestimmung und Gleichberechtigung.

200 Jahre Braille – der Ursprung moderner Barrierefreiheit

2025 steht im Zeichen eines revolutionären Jubiläums: 200 Jahre Brailleschrift. Was aussieht wie kleine Punkte auf Papier, war eine epochale Erfindung – gemacht von einem Jugendlichen, der selbst blind war. Louis Braille entwickelte das Punktsystem 1825 und legte damit den Grundstein für Teilhabe, Bildung und kulturellen Zugang für Millionen von Menschen weltweit.

„Die Brailleschrift ist viel mehr als ein Lese- und Schriftsystem – sie ist ein Symbol für Unabhängigkeit und Gleichberechtigung. Der Aktionstag soll heuer einfach wieder daran erinnern, wie wichtig Barrierefreiheit für ein selbstbestimmtes Leben ist“, sagt Sabine Karrer, Obfrau des BSVT.

Braille ermöglicht nicht nur Lesen und Schreiben, sondern unterstützt Sprachkompetenz, Rechtschreibung und eigenständiges Lernen. Auch wenn Sprachassistenten und Hörbücher heute vieles erleichtern – sie ersetzen nicht, was Braille seit zwei Jahrhunderten möglich macht: echte, aktive Teilhabe auf Augenhöhe.

Eine klare Botschaft – ein stiller Appell

Der BSVT veranstaltet heuer keine eigene Aktion, nutzt den Tag der Sehbehinderung jedoch als Anlass, um auf die Bedeutung barrierefreier Gestaltung hinzuweisen – und auf die Notwendigkeit, die Brailleschrift im öffentlichen Raum nicht zu vernachlässigen, sondern auszubauen.

Inklusion beginnt dort, wo wir genau hinsehen – und nicht wegsehen.

Über den BSVT
Der Blinden- und Sehbehindertenverband Tirol setzt sich seit bald 80 Jahren für die Rechte, die Teilhabe und das selbstbestimmte Leben blinder und sehbehinderter Menschen in Tirol ein. Im Mittelpunkt stehen Beratung, Begleitung und die konsequente Vertretung ihrer Interessen.

Für Presseanfragen, Interviews und weiterführende Informationen stehen wir gerne zur Verfügung.

Ein Blatt mit Brailleschrift liegt auf einer Marmorplatte. Darauf Buchstabenwürfel, die das Wort „Braille“ ergeben. Eine getrocknete, rosafarbene Rose ohne Dornen liegt quer darüber – ein stilles, poetisches Dankeschön an die Blindenschrift.

Ein Blatt mit Brailleschrift liegt auf einer Marmorplatte. Darauf Buchstabenwürfel, die das Wort „Braille“ ergeben. Eine getrocknete, rosafarbene Rose ohne Dornen liegt quer darüber – ein stilles, poetisches Dankeschön an die Blindenschrift.

Eine alte Braille-Schreibmaschine steht auf einer Holzfläche. Daneben liegt ein Stapel mit bedruckten Braille-Seiten.

Eine Frau sitzt auf einer Couch, sichtbar vom Brustbereich abwärts. Auf ihrem Schoß liegt ein dickes, aufgeklapptes Buch in Brailleschrift. Ihre Hände gleiten über die Seite, während sie liest.