Barrierefreiheit ist ein wichtiger Beitrag zur Mobilität von Menschen mit Seheinschränkungen bzw. Erblindung
Innsbruck,
Appell zum Tag des weißen Stockes 2020
‚Barrierefreiheit ist ein sehr weitläufiger Begriff, welcher sehr häufig auf Menschen mit Mobilitätseinschränkungen reduziert wird und damit werden die Bedürfnisse für Menschen mit Sinnesbehinderungen sowie Menschen mit Seheinschränkungen oder Erblindung oft nicht berücksichtigt.‘ Michael Berger, Verkehrsreferent des Blinden- und Sehbehindertenverbandes Tirol (BSVT) Ein Situationsbericht, wie der Status im Jahr 2020 im öffentlichen Raum ausschaut.
Eines der wichtigsten Elemente für barrierefreie Mobilität für Menschen mit Seheinschränkungen bzw. Erblindung sind Gehsteige, da diese dem Betroffenen durch die bauliche Trennung von der Straße ein Sicherheitsgefühl geben.
In den letzten Jahren ist allerdings zu vermerken, dass die Gehsteige vermehrt durch Hindernisse verstellt werden. So sind immer mehr Fahrräder, E-Scooter, Mülltonnen, Werbeständer, aber auch Gastgärten auf den Gehsteigen zu finden.
Viele der genannten Hindernisse werden von den blinden Fußgängern allerdings erst sehr spät bzw. gar nicht mit dem Blindenstock erkannt, da man z.B. Fahrräder oder E-Scooter oft erst wahrnimmt, wenn man mit dem Körper gegen den Lenker stößt. Durch den Stoß besteht allerdings dann die Gefahr, dass das Rad umfällt und es zu schmerzhaften Verletzungen kommt.
Begegnungszonen mit Gefahrenpotenzial
Entfernt man die Gehsteige, wie bei den derzeit sehr beliebten Begegnungszonen üblich, so nimmt man blinden Fußgängern wichtige Orientierungselemente. Bewegt sich der Fußgänger auf dem selbigen Niveau wie der motorisierte Verkehr, so führt dies zu einem erhöhten psychischen Stress, da es Menschen mit Erblindung nicht möglich ist abzuschätzen wie weit motorisierte Verkehrsteilnehmer von ihm entfernt sind.
Um eine Begegnungszone sicher benutzen zu können braucht es für blinde und sehbehinderte Menschen klar definierte Bereiche in denen sie sich gefahrlos um den motorisierten Verkehr bewegen können. Weiteres sind auch klar erkennbare Überquerungsmöglichkeiten zu schaffen, damit sichergestellt ist, dass es auf der anderen Seite des Fahrbahnbereiches kein Hindernis gibt, welches ein rasches und sicheres Verlassen des Fahrbahnbereiches verhindert.
Nachholbedarf auch bei Bushaltestellen
In den letzten Jahren ist viel im Bereich der barrierefreien Mobilität für blinde und sehbehinderte Menschen geschehen, so werden Bahnhöfe mit taktilen Informationen für blinde Fahrgäste nachgerüstet oder Ampeln mit akustischen Signalen ausgestattet.
Aber es gibt noch Nachholbedarf, da vor allem viele Bushaltestellen über keine markanten Orientierungspunkte verfügen um sie auch wirklich zielsicher zu finden. Nur dann ist der öffentliche Nahverkehr als wichtigen Partner der Mobilität blinder und sehbehinderter Menschen uneingeschränkt nutzbar!
‚Der Blinden- und Sehbehindertenverband Tirol (BSVT) setzt sich seit vielen Jahren für die barrierefreie Gestaltung im öffentlichen Raum ein. Auch wenn schon viel erreicht wurde, gibt es doch immer wieder neue Herausforderungen wie zum Beispiel das Problem der E-Scooter, mit denen wir uns auseinandersetzen müssen.‘ Verkehrsreferent Michael Berger, vom BSVT, ist diesbezüglich mit den Behörden in ständigem Kontakt und bemüht sich um eine Erhöhung der Sicherheit für blinde und sehbehinderte Menschen im Straßenverkehr.
Tag des weißen Stockes
Der internationale Tag des weißen Stockes am 15. Oktober wurde 1969 von der UNO ins Leben gerufen. Blindenorganisationen weltweit machen deshalb in dieser Zeit besonders auf die Bedürfnisse blinder und sehbehinderter Menschen aufmerksam.
Der Blinden- und Sehbehindertenverband Tirol BSVT ist eine gemeinnützige Organisation, die blinden und sehbehinderten Menschen beratend, begleitend und fördernd in allen Lebenslagen zur Seite steht. Das ehrenamtliche Vorstands- und Leitungsteam besteht fast ausschließlich aus blinden und sehbehinderten Personen. Der BSVT ist seit 1946 für blinde und sehbehinderte Menschen in Tirol da. Der BSVT ist eine von sieben Landesorganisationen des österreichweiten Dachverbandes BSVÖ.
Rückfragehinweis:
Blinden- und Sehbehindertenverband Tirol (BSVT)
Team Öffentlichkeitsarbeit
Gabriele Jandrasits
E-Mail: gabriele.jandrasits@bsvt.at
Telefon: 0512 / 33 4 22 – 17
Barbara Resl
E-Mail: barbara.resl@bsvt.at
Telefon: 0512 / 33 4 22 – 18