Tag des weißen Stockes: Die Zukunft der Mobilität
Die Zukunft der MobilitätDer TBSV hat im Rahmen des Tag des weißen Stockes auf die Gefahrenquellen im Straßenverkehr für blinde und sehbehinderte Menschen in Tirol aufmerksam gemacht. Vor allem Elektro-Fahrzeuge stellen eine potentielle Gefahrenquelle dar, da diese bei niedrigen Geschwindigkeiten nicht hörbar sind. Bei der Pressekonferenz mit anschließender Demonstration unter der Dunkelbrille konnten sich auch Verkehrs-Stadtradt Ernst Pechlaner und Vize-Bürgermeister Franz X. Gruber persönlich davon überzeugen. Alle sind sich einig: Es muss gehandelt werden!.
Im Rahmen des internationalen Tag des weißen Stockes hat der Tiroler Blinden- und Sehbehinderten-Verband (TBSV) gezeigt, welche technischen Innovationen blinden und sehbehinderten Menschen die Orientierung erleichtern. Allerdings bringt der technische Fortschritt nicht nur Verbesserungen: Wie sollen blinde Menschen nahezu geräuschlose Elektroautos erkennen können? Welche Fallen gibt es in Tirol?
Stellen sie sich vor sie sind blind und wollen eine stark befahrene Straße überqueren. Wenn das Sehvermögen nachlässt oder fehlt wird insbesondere die Mobilität zur Herausforderung. Rund 2.500 blinde und hochgradig sehbehinderte Tiroler sind davon betroffen.
Gefahrenquelle Elektro-Fahrzeuge – der Tod ist nicht hörbar!
Elektro-Autos stellen eine unberechenbare Gefahrenquelle für blinde und sehbehinderte Menschen dar.
Bei Geschwindigkeiten von bis zu 30 km/h können blinde und sehbehinderte Menschen, in Tirol sind das 2.500 Betroffene, Elektrofahrzeuge kaum wahrnehmen. Deshalb fordert der TBSV, dass es eine gesetzliche Regelung für akustische Schleifen bei Neuwagen geben soll. Das bedeutet, dass jedes E-Auto, durch Geräusche wahrnehmbar sein soll.
Nicht nur Autos, sondern auch LKW, Busse und elektrisch betriebene Fahrräder sollen mit einer Geräuschkulisse ausgestattet werden. Diese soll zudem hörbar machen, ob das elektrisch betriebene Fahrzeug mit konstanter Geschwindigkeit unterwegs ist, gerade wegfährt oder bremst.
Shared Space – Todesfall für Sehbehinderte
Eine weitere Herausforderung im Straßenverkehr stellt das Konzept „Shared Space“ dar für blinde und sehbehinderte Menschen dar. Charakteristisch ist dabei die Idee, auf Verkehrszeichen, Signalanlagen und Fahrbahnmarkierungen zu verzichten. Gleichzeitig sollen die Verkehrsteilnehmer vollständig gleichberechtigt werden, wobei die Vorfahrtsregel weiterhin Gültigkeit besitzt. Das Planungsmodell wurde federführend vom Niederländer Hans Mondermann in den 1990er Jahren entwickelt und findet heute weltweit Anwendung.
Der Tiroler Blinden- und Sehbehinderten-Verband hofft auf die Weitsichtigkeit der entschiedenen Politiker, dieses System in Tirol nicht einzuführen. Blinde und sehbehinderte Menschen werden in diesem Verkehrskonzept nicht berücksichtigt und können sich nicht mehr sicher und selbständig in ihrer Umgebung bewegen.
Neuheiten im Tiroler Straßenverkehr für blinde und sehbehinderte Menschen
Die Maria-Theresien-Straße in Innsbruck ist ein erwähnenswertes Beispiel, wie ein ganzheitliches Leitsystem in einem teil-befahrenen Bereich in der Innenstadt gelungen umgesetzt wurde. Das Leitsystem sorgt bei Bewohnern sowie bei Gästen für eine gute Orientierung.
Ebenso wurde der Bahnhof Kitzbühel unter Einhaltung aller EU-Vorschriften für blinde und sehbehinderte Menschen barrierefrei umgesetzt. Wünschenswert wären zusätzlich sprechende Informationen für den jeweiligen Standort sowie die Einbindung der Busknotenpunkte an den jeweiligen Bahnhöfen. Wie die Verbindung von Bahnhofsgebäude und Busknotenpunkt umgesetzt werden kann, zeigt der Hauptbahnhof in Innsbruck.
Neue Innovationen – aber noch nicht flächendeckend eingesetzt
Es gibt immer mehr Innovationen, die blinden und sehbehinderten Menschen die Orientierung im öffentlichen Raum erleichtern: Das sind zum Beispiel Navigationsgeräte, neue Ampelsysteme, verbesserte Hilfsmittel, immer mehr Kilometer Leitlinien die verlegt werden und Aufmerksamkeitsfelder an Bushaltestellen. Leider werden nur kleine Teilbereiche bei Neuplanungen und Sanierungen umgesetzt; damit sich blinde und sehbehinderte Menschen in Tirol gefahrlos im Alltag bewegen können, braucht es verbindliche Vorschriften, die flächendeckend umgesetzt werden müssen.
Der internationale Tag des weißen Stockes am 15. Oktober wurde 1969 von der UNO ins Leben gerufen. Blindenorganisationen weltweit machen deshalb in dieser Zeit besonders auf die Bedürfnisse blinder und sehbehinderter Menschen aufmerksam.