Brailleschrift und barrierefreie Umweltgestaltung
Innsbruck 21.10.2009. 200 Jahre Louis Braille: Sechs Punkte machen blinde Menschen selbständig
Vor rund 200 Jahren kam der Erfinder der nach ihm benannten Punktschrift für blinde Menschen, Louis Braille (1809-1852), zur Welt. Die Verbreitung seiner Schrift beendete den Analphabetismus unter blinden Menschen und eröffnete ihnen den Zugang zur Bildung. Aber auch im Zeitalter von sprechenden Hilfsmitteln und Sprachausgaben am Computer ist die Brailleschrift für blinde Menschen von enormer Bedeutung.
Der TBSV nutzte den heurigen internationalen „Tag des weißen Stockes“, um auf die vielseitige Verwendung der Brailleschrift in Tirol aufmerksam zu machen. Dietmar Graff, Obmann des TBSV und selbst im Alter von zehn Jahren erblindet, wäre ohne die Brailleschrift ständig auf die Hilfe von Sehenden angewiesen: „Ich kann Bücher, Schriftstücke und über meine Braillezeile am Computer E-Mails und andere PC-Dokumente lesen.“
Die Kenntnis der Brailleschrift und der Umgang mit Hilfsmitteln sind eine wichtige Voraussetzung für die berufliche Integration blinder Menschen. Durch die Entwicklung sprechender Hilfsmittel verbreitet sich allerdings die Auffassung, blinde Menschen könnten ohne Brailleschrift auskommen. „Das ist allerdings ein Irrtum“, meint Graff. „Wenn ich nur über Sprachausgaben arbeite, bin ich zu 100 Prozent von der Technik abhängig, wenn diese ausfällt kann ich nichts mehr machen.“
Die Vermittlung der Brailleschrift ist daher ein wichtiges Anliegen des TBSV. Die Tiroler Selbsthilfeorganisation ist die einzige Einrichtung in Tirol, die im Erwachsenenalter Erblindeten und Eltern blinder Kinder Brailleschriftkurse anbietet. Darüber hinaus können blinden und sehbehinderten Menschen rund 900 verschiedene Hilfsmittel angeboten werden.
Brailleschrift und barrierefreie Umweltgestaltung
Vertreten ist die Brailleschrift inzwischen auch im öffentlichen Raum, beispielsweise auf Aufzügen und Tafeln „Dies allein ist allerdings zu wenig, um blinden Menschen eine barrierefreie Orientierung zu ermöglichen.“ Kennzeichnungen in erhabener Schwarzschrift, die Verlegung von Leitlinien, die Einrichtung von Blindenampeln sowie die Vermeidung von unnötigen Hindernissen sind weitere wichtige Maßnahmen. „Die Stadt Innsbruck geht hier einen guten Weg, in keiner anderen Stadt in Österreich gibt es so viele Blindenampeln prozentual auf die Zahl der Einwohnerinnen gesehen wie hier“, erklärt Graff. „Es gibt allerdings auch noch einiges zu tun.“ Letztendlich profitieren von einer barrierefreien Umweltgestaltung nicht nur blinde und sehbehinderte Personen. „Auch vielen Seniorinnen wird der Alltag erleichtert.“