Besuch bei den Innsbrucker Verkehrsbetrieben, IVB am 06.06.23
Einer Gruppe von inklusiv betreuten Schüler:innen mit Sehbeeinträchtigung konnte es im Rahmen der vom Bereich SEHEN organisierten Gemeinschaftstage ermöglicht werden, in Kooperation mit der Reha-Abteilung des BSVT (Blinden- und Sehbehindertenverband Tirol), Busse und Straßenbahnen im Betriebsgelände der IVB zu erkunden. Fast 2,5 Stunden hatten die 7 Jungs und Mädels Zeit, um sich mit den Fahrzeugen vertraut zu machen. Andrea und Marion vom BSVT stellten im Vorfeld den Kontakt zu den IVB her und begleiteten als Mobilitätstrainerinnen die Gruppe. Außerdem waren 5 Blinden- und Sehbehindertenpädagog:innen, 4 Busfahrer, der Stv.Leiter der Werkstätte und ein Praktikant mit dabei.
Am Betriebsgelände werden wir von Kurt Krucher (Leiter der Werkstatt) begrüßt. Herr Nikolaus Schell (Stv. Leiter der Werkstätte) und der Praktikant Max statten alle erstmal mit einer gelben Schutzweste aus. Das Abenteuer beginnt gleich hinter dem Eingang, wo wir mit einem Bus abgeholt und von einem Buschauffeur in die Halle gefahren werden. Dort stehen zwei verschieden lange Busse und die beiden Straßenbahn-Garnituren bereit.
Die Kinder und Jugendlichen dürfen die Fahrzeuge in aller Ruhe erkunden und herausfinden, wie viele Türen es gibt, welche Funktion die verschiedenen Knöpfe auf und neben den Türen haben, oder wo man drücken muss, wenn man aussteigen möchte. Ein Nervenkitzel ist der Versuch, ob sich die Tür wirklich gleich wieder öffnet, wenn man zu spät einsteigt und sie einen berührt! Wer traut sich, die Hand hinzuhalten? Romeo und Alexander probierten sogar das Ein- bzw. Aussteigen just im Moment des Türschließens. Dabei wurden sie nicht eingeklemmt, sondern die Türe öffnete sich, dank des Schutzmechanismus und der Sensoren an den automatischen Türen, sofort wieder.
Heute können die Kinder und Jugendlichen auch stressfrei die Anordnung der Sitze ertasten und lernen, dass diese sowohl seitlich, als auch in und gegen die Fahrtrichtung angeordnet sind. Manche sind nur für eine Person, manche sind breiter und wieder bei anderen muss man auf eine Stufe raufsteigen, um sich hinsetzen zu können. So unterschiedlich sind Busse und Straßenbahnen aufgebaut!
Auch die Länge und Breite von Bus und Straßenbahn ist ganz unterschiedlich, und um die Decke der Fahrzeuge erreichen zu können, muss man den Langstock ganz schön hoch in die Luft heben…
DAS Highlight aber ist es, dass sie sich in die Fahrerkabine setzen dürfen! Wie viele Knöpfe und Hebel es hier gibt! Alle Knöpfe dürfen gedrückt und ausprobiert werden – am öftesten wohl der, um eine Ansage im Bus oder in der Halle zu machen! Klar und deutlich tönt die Stimme von Katharina durch die Halle: „Alle einsteigen bitte!“ Natürlich darf auch die Hupe nicht fehlen, von der besonders Jonas sehr fasziniert ist. Er liebt Hupen und Sirenen ganz besonders und prüft sie gleich auf Herz und Nieren.
So manch einer träumt nun von einer Karriere als Busfahrer – denn, so Serafin: „im Bus gibt es noch ein richtiges Lenkrad!“
Eine sehr wichtige Lektion lernen die Kinder und Jugendlichen dabei gleich auch noch: wie das Signal klingt, wenn der Bus rückwärts fährt, und dass dann niemand mehr hinter dem Bus vorbeigehen soll!
Und ehrlich: wer ist schon mal bei einer Straßenbahn eingestiegen und bei der gegenüber liegenden Tür gleich wieder ausgestiegen?!
Zum Abschluss dürfen wir nochmal mit Bus und Straßenbahn quer über das Gelände fahren. Bei dieser Gelegenheit kann Noah in der Straßenbahn gleich ausprobieren, den Platz zu wechseln, als wir plötzlich gegen die Fahrtrichtung fahren und lernt so nebenbei, was die Begriffe „in Fahrtrichtung“ und „gegen die Fahrtrichtung“ bedeuten. Der Fahrer geht einfach zum anderen Ende der Straßenbahn und setzt sich dort in die Fahrerkabine, so kann er wieder den gleichen Weg zurück fahren, den wir gerade gekommen sind! Bei der Fahrt mit dem Bus demonstriert der Fahrer uns deutlich, wie es sich anfühlt, wenn er beschleunigt oder sehr stark abbremsen muss. Auch hier lernen die Schüler:innen, wie wichtig es ist, sich hinzusetzen und sich gut festzuhalten. Bei starken Kurven oder starkem Bremsen ist es nämlich sehr schwer, das Gleichgewicht zu halten!
Bei der anschließenden simulierten Vollbremsung mussten sich Elena und Katharina in der ersten Reihe ziemlich stark festhalten, damit sie nicht nach vorne an die Scheibe stoßen.
Anhand einer Schwellkopie, also einer tastbaren Darstellung der Straßenbahn, können die Kinder diese nochmal ertasten, und sich ihr Bild davon machen.
Aber denkt nicht, dass nur die Kinder und Jugendlichen lernen durften: Auch die Fahrer konnten versuchen, unter der Dunkelbrille ein- und auszusteigen und konnten feststellen, dass dies gar nicht so leicht ist, und die Stufen teilweise sehr hoch sind!
Ein riesiges Danke gebührt den Fahrern, die für alle Fragen zur Verfügung standen und diese mit sehr viel Geduld beantworteten!
Bedanken möchten wir uns auch nochmal für die bunte Auswahl an Getränken, die uns freundlicherweise von den IVB zur Verfügung gestellt wurden: all das Ein- und Aussteigen und um die Straßenbahn rundherum gehen, und vor allem das Ausprobieren der Mikrophone machte uns doch sehr durstig!
Vielen Dank auch an Daniel Weiskopf und sein Team des Bereichs SEHEN für die zur Verfügung gestellte Zeit und die Begleitung bei dieser spannenden und lehrreichen Exkursion!
Was wir gelernt haben:
- Eine Straßenbahn ist 37,5 Meter lang und man braucht fast 200 Schritte, um rundherum zu gehen!
- Der Fahrer kann über ein Mikrofon mit den Fahrgästen sprechen!
- Er kann auch über den Außenlautsprecher mit Personen auf der Straße sprechen!
- Ertönt das Signal zum rückwärts Fahren, nicht mehr hinter dem Bus vorbeigehen!
- Die Türen haben Sensoren und öffnen sich wieder, wenn sie auf Widerstand treffen, zb wenn sie Arm oder Schulter berühren.