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6. Juni – Tag der Sehbehinderung

200 Jahre Brailleschrift: Ein Zeichen für Teilhabe und Selbstbestimmung

Der 6. Juni steht jedes Jahr im Zeichen jener Menschen, für die Sehen nicht selbstverständlich ist. Am Tag der Sehbehinderung macht der Blinden- und Sehbehindertenverband Tirol (BSVT) auf die vielen – oft unsichtbaren – Hürden aufmerksam, die blinde und sehbehinderte Menschen im Alltag erleben. Gleichzeitig feiern wir ein ganz besonderes Jubiläum: 200 Jahre Brailleschrift.

Was viele nicht sehen, ist für uns Alltag

Rund 318.000 Menschen in Österreich leben mit einer Sehbehinderung.
Für sie ist Barrierefreiheit keine theoretische Idee, sondern eine Voraussetzung für selbstbestimmtes Leben. Trotzdem stoßen viele noch immer auf Hindernisse – jeden Tag:

  • Displays und Beschilderungen sind oft schwer oder gar nicht lesbar
  • Touchscreens funktionieren ohne Sprachausgabe oder fühlbare Orientierungshilfen
  • Audio-Ansagen fehlen, z. B. im öffentlichen Verkehr
  • Webseiten sind nicht screenreader-tauglich
  • und viele Dinge sind einfach nicht beschriftet – etwa im neuen Pfandsystem, das blinden Menschen keine selbstständige Nutzung ermöglicht.

Braille: 200 Jahre Unabhängigkeit in sechs Punkten

In diesem Jahr lenken wir den Blick besonders auf eine stille Revolution: die Brailleschrift. 1825 entwickelte der blinde Franzose Louis Braille ein Punktsystem, das blinden und sehbehinderten Menschen erstmals ermöglichte, selbstständig zu lesen, zu schreiben – und zu lernen.

Bis heute ist Braille ein zentrales Werkzeug für Bildung, Beruf und Alltagsleben – und gleichzeitig ein starkes Symbol: für Unabhängigkeit, Gleichberechtigung und Teilhabe.

Warum Braille auch heute unverzichtbar ist

In einer Zeit, in der vieles digital und visuell funktioniert, glauben manche, dass Sprachausgabe oder Hörbücher Braille ersetzen können. Doch Braille bleibt wichtig:

  • für den Erwerb von Rechtschreibung
  • für gezieltes Lesen und Schreiben
  • für mehr Selbstständigkeit in vielen Alltagssituationen

Wie BSVT-Obfrau Sabine Karrer sagt:

Die Brailleschrift ist viel mehr als ein Lese- und Schriftsystem – sie ist ein Schlüssel zur Eigenständigkeit. Der Tag der Sehbehinderung soll einfach wieder daran erinnern, wie wichtig Barrierefreiheit für ein selbstbestimmtes Leben ist.

Unsere Botschaft

Auch wenn wir heuer keine eigene Veranstaltung durchführen, möchten wir den 6. Juni nutzen, um ein Zeichen zu setzen: Barrierefreiheit beginnt im Kopf, dort, wo wir genau hinsehen – und nicht wegsehen.

Was für viele unsichtbar ist, prägt für andere das ganze Leben. Darum setzen wir uns weiter dafür ein, dass mehr Menschen hinschauen – und handeln.

Der Blinden- und Sehbehindertenverband Tirol steht seit fast 80 Jahren für Beratung, Begleitung und Unterstützung blinder und sehbehinderter Menschen.

Gemeinsam mit Ihnen setzen wir uns für mehr Teilhabe, Sichtbarkeit und Gerechtigkeit ein.

Danke, dass Sie dabei sind! Danke, dass Sie mit uns sichtbar machen, was zählt.

Ein Blatt mit Brailleschrift liegt auf einer Marmorplatte. Darauf Buchstabenwürfel, die „Braille“ ergeben. Eine getrocknete, rosafarbene Rose ohne Dornen liegt quer darüber – ein stilles, poetisches Dankeschön an die Blindenschrift.

Ein Blatt mit Brailleschrift liegt auf einer Marmorplatte. Darauf Buchstabenwürfel, die „Braille“ ergeben. Eine getrocknete, rosafarbene Rose ohne Dornen liegt quer darüber – ein stilles, poetisches Dankeschön an die Blindenschrift.