Bericht Tiroler Tageszeitung 31.10.2020
Innsbruck,
Tirolweites Angebot für blinde und sehbehinderte Menschen
Der Blinden- und Sehbehindertenverband Tirol ist eine gemeinnützige Organisation, die über 10.000 blinden und sehbehinderten Menschen in Tirol beratend, begleitend und fördernd in allen Lebenslagen zur Seite steht.
Das ehrenamtliche Vorstands- und Leitungsteam des Blinden- und Sehbehindertenverbands Tirol – kurz BSVT – besteht fast ausschließlich aus blinden und sehbehinderten Personen. Der BSVT ist seit 1946 für blinde und sehbehinderte Menschen in Tirol da und ist eine von sieben Landesorganisationen des österreichweiten Dachverbandes BSVÖ.
Unsere Kernleistungen:
Pädagogische Frühförderung:
Wir begleiten blinde und sehbehinderte Kinder und deren Familien von Geburt bis zur Einschulung – direkt in deren gewohnter Umgebung. Sollten Sie Bedenken über die Sehkraft bzw. Sehschärfe Ihrer Kinder haben, wenden Sie sich vertrauensvoll an unsere MitarbeiterInnen.
Beratungsstelle:
Unser Team berät in sozialrechtlichen Fragen, führt Sehvermögensabklärungen durch und erklärt, wie man mit optischen Hilfsmitteln und Strategien seinen Sehrest im Alltag und Berufsleben optimal nutzen kann.
Rehabilitation:
Unsere Reha-TrainerInnen betreuen Menschen in allen Lebenslagen. Ob Zwiebelschneiden, Bügeln, Busfahren oder Orientierung mit dem Blindenstock, Lebenspraktische Fertigkeiten und Mobilität wollen gelernt sein.
Hilfsmittel:
Mit über 900 sprechenden, taktilen oder vergrößernden Produkten (u.a. Haushaltshilfen) verfügen wir über eine der umfangreichsten Hilfsmittelzentralen Österreichs. Wir bieten umfassende Beratung und Einschulung.
Die Finanzierung
Der Beitrag zur Finanzierung aller Dienstleistungen des BSVT durch Spendengelder beträgt 37% des Jahresumsatzes. Nur durch diese Hilfe und Unterstützung kann der Blinden- und Sehbehindertenverband Tirol auch weiterhin einen wichtigen gesellschaftlichen Beitrag leisten.
Die Gelder werden ausschließlich für die Unterstützung blinder und sehbehinderter Menschen eingesetzt. Der BSVT verfügt über das Spendengütesiegel. Seit 2009 sind die Spenden an den BSVT sowohl für Privatpersonen und Firmen steuerlich absetzbar.
Kontakt & Infos
BSV Tirol
Blinden- und Sehbehindertenverband Tirol
Amraser Straße 87
6020 Innsbruck
Telefon: 0512 / 33 4 22 office@bsvt.at
Bezirksstelle Osttirol
Amlacher Straße 2, Stiege 2 (im Dolomiten-Center)
9900 Lienz
Telefon: 0664 / 439 32 11 osttirol@bsvt.at
Spendenkonto: IBAN: AT41 2050 3000 0003 0155
Weitere Informationen unter: www.bsvt.at
„Heuer ist ein großer Teil unserer Finanzierung weggefallen“
Was macht der Blinden- und Sehbehindertenverband?
Klaus Guggenberger: Wir sind eine Selbsthilfe-Organisation, die von Blinden und Sehbehinderten geleitet wird. Wir betreuen blinde und hochgradig sehbehinderte Menschen in Tirol, und zwar allen Altersgruppen. Es gibt bereits Babys, die uns von der Klinik gemeldet werden, wenn ein Augenschaden vorliegt. Unsere ältesten Mitglieder sind über 100.
Wie können junge Menschen unterstützt werden?
Guggenberger: Für kleine Kinder haben wir eine Frühförderstelle. Die Frühförderinnen fahren wöchentlich direkt zum Wohnort des Kindes. Da geht es darum, dass Kinder mit funktionierendem Sehnerv sehen lernen. Und blinde Kinder werden im Umgang mit den restlichen Sinnen intensiv trainiert. Das Hören und das Tasten muss besonders gefördert werden. Wir können auch weiterhelfen, wenn Schulkinder dann entsprechende Hilfsmittel benötigen.
Und ältere Semester?
Guggenberger: Wenn es dann darum geht einen Beruf zu ergreifen, gibt es ein berufsförderndes Projekt zusammen mit dem Sozialministerium. Im Rahmen eines Praktikums werden junge Menschen aufgeklärt, welche Möglichkeiten es für Blinde auf dem Arbeitsmarkt gibt.
Viele Ältere profitieren zum Beispiel auch von unseren Mobilitätstrainings. Dabei erlernt man etwa das richtige Gehen mit dem Stock, damit man sich gut orientieren kann. Blindheit im Alter ist übrigens gerade durch Diabetes ein Thema, denn es greift mit der Zeit die Netzhaut an.
Gibt es noch weitere Einrichtungen des BSVT?
Guggenberger: Wir haben auch eine Hilfsmittelzentrale, wo wir blinde Menschen mit Hilfsmitteln versorgen – etwa mit Lupen und Haushaltsgeräten. Dann haben wir eine Bibliothek für Blinde bei uns im Haus. Außerdem haben wir ein sehr aktives Vereinsprogramm, vom Museumsbesuch bis hin zu Feierlichkeiten.
Warum ist heuer der Spendenaufruf so wichtig?
Guggenberger: Weil leider durch die Coronakrise mit der Haussammlung ein wichtiger Bestandteil unserer Finanzierung ausgefallen ist. Die Vereinstätigkeit ist auf Spenden angewiesen. Darum bitten wir heuer über die TT um Mithilfe, damit der Verlust ein bisschen ausgeglichen werden kann. Da hoffen wir jetzt natürlich, dass ein bisschen etwas hereinkommt.
Gibt es Projekte, die Ihnen am Herzen liegen?
Guggenberger: Sie haben in Innsbruck vielleicht ja auch schon einmal die akustischen Ampeln wahrgenommen?
Das sind Veränderungen, für die wir uns einsetzen. Es ist wichtig, dass blinde Menschen gefahrlos durch die Stadt gehen können. Es gibt immer wieder Probleme, dass Hindernisse auf den Gehsteigen stehen – da fallen mir auch die E-Scooter ein. Aber die Stadt Innsbruck ist da wirklich immer sehr bemüht uns zu helfen.
Was wünschen Sie sich für die Zukunft?
Guggenberger: Mein größter Herzenswunsch wäre, dass man den blinden Menschen im Alltag mehr hilft. Dass man Ihnen über die Straße hilft, beim Einsteigen in die Straßenbahn und bei all den anderen alltäglichen Situationen. Blinde nehmen diese Hilfe sehr gerne an und tun sich damit im Leben wirklich leichter.