Bericht Innsbruck Informiert 3.1.2022
Innsbruck,
Hürden erkennen und überwinden
Seit 2003 ist in Innsbruck der Behindertenbeirat (BBR) aktiv.
Werner Pfeifer und Michael Berger sind die neuen Vorsitzenden dieses Gremiums, das sich für die Gleichstellung von
Menschen mit Behinderungen einsetzt. Dabei kommen ihnen auch eigene Erfahrungen zu Gute.
Haben Sie vor einem Theaterbesuch schon einmal darüber nachgedacht, ob der Veranstaltungsort barrierefrei gestaltet ist? Höchstwahrscheinlich nicht . Werner Pfeifer und Michael Berger tun das ständig . Denn beide leben mit Behinderungen, ersterer mit einer Hör- und Gehbehinderung, zweiterer mit einer Sehbehinderung . Und nur wenn
eine Veranstaltung barrierefrei ist, macht der Besuch für sie überhaupt Sinn . „Deshalb bleiben uns Menschen mit Behinderungen Kulturbesuche oft verwehrt“, erzählt Pfeifer . „Das möchte ich künftig im Rahmen der Innsbrucker Kulturstrategie 2030 mehr zum Thema machen . Viele denken nämlich, dass Behinderte kein Interesse für Kultur haben und deshalb nichts getan werden muss . Sie verstehen aber nicht, dass es einen Grund dafür gibt, warum Behinderte kaum bei kulturellen Veranstaltungen zu sehen sind“, hält der BBR-Vorsitzende fest .
Bewusstsein schaffen
Vielen sind die Hürden im Alltagsleben von Menschen mit Behinderungen gar nicht bewusst . Erst wenn man selbst oder jemand im persönlichen Umfeld davon betroffen ist, wird den Leuten schlagartig klar, auf welche Stolpersteine ein Mensch mit Behinderung treffen kann . „Deshalb setzen wir uns im Behindertenbeirat gemeinsam mit der Stadt Innsbruck seit fast 20 Jahren dafür ein, Hürden zu erkennen, sie zu vermeiden bzw . sie abzubauen“, führt Pfeifer weiter aus .
Wichtiger Impulsgeber
Bereits seit 2003 ist die Stadt Innsbruck gemeinsam mit dem BBR darum bemüht, Menschen mit Behinderungen verstärkt ins Bewusstsein der Gesellschaft zu bringen und die für ein gleichberechtigtes Leben erforderlichen Rahmenbedingungen möglich zu machen . Insgesamt sind im Beirat 16 in Innsbruck aktive Behindertenorganisationen vertreten, die jeweils eine/n VertreterIn entsenden . Im Beirat wurde vor kurzem neu gewählt und Werner Pfeifer von „Pro .ject .EAR“, dem Schwerhörigenzentrum Tirol, als langgedientes Mitglied bestätigt bzw . zum neuen
Vorsitzenden gewählt . Michael Berger vom Tiroler Blinden- und Sehbehindertenverband wurde erstmals zum Stellvertreter des BBR-Vorsitzenden bestellt . Als weisungsfreies beratendes Gremium für die Stadtregierung und den Gemeinde rat agiert der BBR als Interessensvertreter nicht nur für Menschen mit Behinderungen,
sondern für alle BürgerInnen . So profitieren etwa auch Eltern mit Kinderwägen von barrierefreien Haltestellen, den Abschrägungen der Gehsteigkanten oder von Liftanlagen . „Der Behindertenbeirat hat sich als unverzichtbarer Impulsgeber für die Stadt etabliert“, betont die für die Agenden des BBR zuständige Stadträtin Mag .a
Elisabeth Mayr . „Vieles, das vor Jahren noch gar nicht bedacht wurde, ist heute selbstverständlicher Bestandteil bei Projektplanungen und im Alltag der Verwaltung .“
Ehrenamtliches Engagement
Die Übernahme von Gebärdensprachdolmetschkosten für Amtsgeschäfte oder Hochzeiten, die Einbeziehung der ExpertInnen des BBR oftmals schon in der Planungsphase von städtischen Bauprojekten, um die Barrierefreiheit mitzudenken, oder die Teilhabe an öffentlichen Sitzungen, wie die des Gemeinderats (Gebärdensprach- und Schriftdolmetschung), sind nur einige der zahlreichen Errungenschaften der vergangenen Jahre . Auch der Ausbau und die bessere Kennzeichnung von taktilen Leitsystemen, die blinden bzw . sehbehinderten Menschen bei der Orientierung im öffentlichen Raum helfen, bis hin zu einer humorvollen Bewusstseinskampagne zum richtigen Abstellen von E-Scootern und Fahrrädern, konnten dank der Arbeit des Behindertenbeirats und den begleitenden Anträgen in den Stadtsenat und Gemeinderat von Stadträtin Mayr realisiert werden – ein Engagement, das von
den Mitgliedern des Behindertenbeirats vollkommen ehrenamtlich und ohne Aufwandsentschädigung geleistet wird.
„Behindert ist man nicht. Behindert wird man. Viele Menschen mit Behinderungen werden in Wirklichkeit viel mehr von der Gesellschaft und den vorherrschenden Gegebenheiten behindert, als dass es an ihnen selbst liegt, nicht an der Gesellschaft teilhaben zu können.“
Stadträtin Mag.a Elisabeth Mayr
Mitgliederinstitutionen im Behindertenbeirat der Landeshauptstadt Innsbruck
, Arbas Tirol
, AufBauWerk – Unternehmen für junge Menschen
, PRO .ject .EAR – Schwerhörigenzentrum Tirol (Vorsitzender Werner Pfeifer)
, Gehörlosenverband Tirol
, Dachverband Selbsthilfe Tirol
, ÖZIV Tirol (Interessenvertretung für Menschen mit Behinderung)
, Tiroler Behindertensportverband
, Lebenshilfe Tirol
, Tiroler Blinden- und Sehbehindertenverband (Vorsitzender-Stellvertreter Michael Berger)
, Universität Innsbruck
, Verein V-OHR-laut
, Innovia
, slw Soziale Dienste GmbH
, SLI Innsbruck
, Tiroler Interessenverband für psychosoziale Inklusion
, WIBS Tirol
, Drei MitarbeiterInnen des Stadtmagistrats Innsbruck stehen dem BBR als Geschäftsstelle, juristische und
bauliche BeraterInnen zur Seite
Rückfragehinweis:
Mag . Wolf Grünzweig (Koordinator Behindertenbeirat)
Tel .: +43 512 5360 1317
E-Mail: wolfgang .gruenzweig@magibk .at