Reisebericht zur SightCity Messe Frankfurt, April 2018
Es war bereits im Jänner, dass die Würfel gefallen waren, nämlich, dass ich mich ganz spontan als sehende Begleitung für die SichtCity Messe in Frankfurt angeboten hatte ohne wirklich gewusst zu haben, was genau auf mich zukommen würde. Dieser feste Entschluss sollte übrigens auch so was wie eine ganz neue „Berufung“ in meinem Leben einläuten. Aber lesen Sie zunächst einmal wie sich das Abenteuer gestalten sollte.
Die SightCity Frankfurt ist die jährliche, größte Fachmesse für Hilfsmittel für blinde und sehbehinderte Menschen in Deutschland.
Mit sechs angemeldeten Teilnehmern, sollte ich die Reise von Innsbruck über München nach Frankfurt mit dem Zug antreten. Ich kann Ihnen, liebe Leser, sagen, ich war gespannt wie eine Bogensaite auf die Begegnung mit meinen Mädels und Jungs um sieben Uhr in der Früh am Bahnsteig am Innsbrucker Hauptbahnhof.
Damit ich meine „Feuerprobe“ bestehen konnte, habe ich sozusagen meine Hausaufgaben im Vorhinein gemacht, ich wusste genau wo unser Großraumwagon am Bahnsteig halten würde. Damit waren unsere reservierten Sitzplätze leicht zu finden. Also, auf die Plätze, fertig, los…
Nächste Herausforderung für mich war das Umsteigen am Münchener Hauptbahnhof. Aber meine Mädels und Jungs waren so was von fußsicher und brav unterwegs, dass dies ohne Probleme von statten ging. Ein erstes, großes Lob der Gruppe! Meine Arbeit dachte ich fortan, wird mir leicht gemacht, so war es auch. Meine ursprüngliche Aufregung sollte sich ab sofort legen. Wie sagt man so schön, die Chemie zwischen uns stimmte einfach!
In Frankfurt angekommen ging es mit nur mit einer kleinen Verzögerung gleich zur Messe weiter. Ab jetzt hieß es, hinein ins Gemenge. Wir wurden, wie ausgemacht, am Infoschalter von unserem Messe-Guide Sarah liebevoll in Empfang genommen.
Ab jetzt wäre es für mich ein Leichtes, unendlich viele Seiten über unseren ersten Tag in der Messe zu schreiben. Lassen Sie mich, liebe Leser, es dabei belassen, zu sagen, es war unendlich viel zu sehen und zu erfahren, was mögliche Hilfsmittel für blinde und sehbehinderte Menschen anbelangt. Und für mich persönlich hatte ich inzwischen so viel Amüsantes und Liebevolles von der Gruppe erfahren, dass ich mir vorkam, als hätte jede/jeder von ihnen mich reich beschert.
Im Handumdrehen, so schien es mir zumindest, war es 18.00 Uhr, und damit „closing time“ fürs Erste. Unser Wolfsrudel formierte sich und es ging in das Hotel für die Nacht. Einchecken, Zimmerbelegung, um 20:00 Uhr sollten wir uns zu einem gemütlichen Abendmahl im Hotelrestaurant wieder treffen. Alles verlief wie am Schnürchen und ich fing an, zugegebenermaßen schon ziemlich ermüdet, dieses Abenteuer in vollen Zügen zu genießen, vor allem weil mir die Gruppe so viel Vertrauen entgegen brachte.
Am nächsten Morgen saß ich, wohlüberlegt ohne die anderen, schon um 6:00 Uhr beim Frühstück um mich ganz in Ruhe auf den bevorstehenden, langen Tag, innerlich vorzubereiten. Das war gut so, denn als sich die Gruppe beim Frühstücksbüffet einfand, war der Teufel los, und ich wurde ganz schön auf Trab gehalten, jedem das Richtige auf den Teller zu bringen. Schon beim Tisch zeichnete sich beste Laune für den Tag ab.
Um 9:00 Uhr auschecken vom Hotel und mit der S-Bahn wieder zur Messe. Oh la la, dachte ich, schon so viele Leute! Einer von meinen Jungs meinte sogar…“Wahnsinn, da kann man sich kaum bewegen vor lauter Blinden“. Großes Gelächter, dann rein in den Strudel der Ereignisse.
Nun konnte sich jeder am zweiten Tag genau auf das konzentrieren, was für sie/ihn von besonderem Interesse war. Das brachte allerdings mit sich, dass sich drei kleinere Gruppen bildeten und viel Kommunikation über Handys von Nöten war, um sich nicht gänzlich zu verlieren. Wieder einmal klappte alles bestens, wie wenn wir alles schon mal geprobt hätten.
Die Zeit verging im Flug und um 13:00 Uhr war es schon wieder soweit die Heimreise anzutreten. Pünktlich verließen wir den Frankfurter Bahnhof, auch wenn wir alle ein wenig von der Vielfalt der Messestände geschlaucht waren, so waren wir aber von den vielen Eindrücken umso erfüllter.
Dann aber die große Überraschung! Wir sitzen alle wie ganz zufriedene Kindergartenkids nach einem spannenden Ausflug im Zug und über den Lautsprecher ertönt, dass mit etwas Verspätung zu rechnen sei. Na ja, dachten wir, wird nicht so schlimm sein, denn wir hatten gottseidank genügend Zeit in petto bis zum Anschlusszug in München. Weit gefehlt! Letztendlich, etwa zwei Stunden Verspätung müssen wir in Kauf nehmen. Goodbye Anschlusszug.
Alles halb so wild war die Devise, Hauptsache wir kommen noch am selben Tag in Innsbruck an. Ein Paar Anrufe bei unseren Lieben daheim und die Sache war gegessen. Uns als Team kann doch nichts so leicht umschmeißen!
Nächstes Mal sind Sie auch dabei, oder?
von Allan Barbour
Fotos: Allan Barbour
Der Blinden- und Sehbehindertenverband Tirol veranstaltete diese Exkursion,
unter dem Motto *GEMEINSAM ZEIT VERBRINGEN*. Es nahmen fünf blinde- und sehbehinderte Mitglieder teil, die von einem freiwilligen Ehrenamtlichen, als sehende Begleitung, betreut wurden.